Nein, mein Frauli hört keine Stimmen im Kopf, sondern einfach ihre eigene Meinung. Sie ist ein Hundehalter, ein Hundehalter die es nicht einsieht, mit der Zeit der anderen Hundehalter mitzugehen. Wenn es heißt, dass jeder Hundehalter seriös, geduldig, einfühlsam und immer positiv denkend nach vorne schauen muss, dann steigen wir hier aus. Denn wenn es heißt, uns Hunde nur mehr mit Samthandschuhen anzufassen, uns Hunden keinen Fehler mehr zu gewähren und keinen Spaß mehr zu haben und zu verlangen, dass jeder Hund verträglich mit jedem Hund sein muss, sich von jedem X-beliebigen Menschen streicheln zu lassen, dann sind wir lieber unbeliebt. Wir wollen auch keine Erziehungsexperten oder Futterexperten sein, sondern einfach nur ein Hund – Mensch Team.
Mein Frauli legt sich zu mir am Boden und hin und wieder kuscheln wir zusammen in meinem Bettchen. Wir essen zusammen Nudel aus der Tasse und sie versteckt sich, immer wieder und jedes Mal erwische ich sie, wie sie kichernd in ihrem Versteck verweilt, weil ich 10 Mal vorbeigerannt bin. Frauli redet mit mir, jeden Tag und das nicht, weil sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, sondern weil sie es gerne tut und sie sich nicht erklären muss und Leute, ich liebe es, ihre Stimme beruhigt mich. Wir machen Selfies, immer und überall, mit Grimassen, und ohne und wenn ich nicht hinschauen will, dann lassen wir es.
Doch auch lernt sie viel Geduld zu haben, was für sie oft nicht einfach ist, denn sie ist ein ungeduldiger Mensch. Sie verzweifelt auch mal, weil ich wieder in einer Phase der Selbstfindung drin stecke und sie ist auch mal wütend, weil einfach was nicht so klappt, wie sie es will. Da atmet sie stark ein und wieder Aus und Schwups schon ist der Elan wieder da oder sie gibt einfach Herrli die Leine. Denn auch Hundehalter dürfen mal den Kopf in den Sand stecken und sich innerlich Grün und Blau ärgern.
Natürlich steht für Frauli die Erziehung an erster Stelle, dennoch sollte ich Hund bleiben. Klare Regeln dürfen aber auch nicht fehlen und das bekommt auch Herrli des Öfteren zu spüren. Ich darf die Küche nicht betreten auch darf ich nicht auf die Couch, wenn es mir keiner erlaubt und genau so sieht, es auch im Bett aus und ja, es funktioniert!IMMER. Bekomme ich keine Reaktion, lege ich mich auf meinen Platz und schlafe da. Ich darf nicht an der Leine ziehen und es wird täglich mit mir am Fuß und am Trick üben trainiert.Bis auf 2 Tage in der Woche das sind meine Ruhe Tage, hier bekomme ich, wenn es gut geht, 1 Stunde am Tag und die Ruhetage genieße ich sehr. Wir haben unsere erste Prüfung die BH1 zusammen gemeistert und bereits viele Macken bekämpft und das war noch lange nicht alles, was wir erreichen wollen.
Dennoch ist sie einer der Hundehalter, die anderen Hunden Fehlern verzeiht. Die bei angerannten, entschuldigenden, schreienden Hundebesitzern ein Lachen aufsetzt und sagt, jeder macht mal einen Fehler und wünscht viel Spaß und Geduld in der weiteren Hundeerziehung, denn es dauert seine Zeit. Ich bin zwar ein Hund, der nicht wirklich zu anderen Hunden rennt, dennoch mache ich andere Fehler. Doch dann kommen die Hundehalter, die sie in den Himmel hebt. So haben wir bei einem Spaziergang auf eine nette Dame getroffen, deren Hund bellte ich furchtbar an, diese Frau verdrehte nicht die Augen, sondern blieb stehen und fragte, ob wir es so lange probieren sollen, bis auch ich ruhig an ihrem Hund vorbeigehe, damit Frauli mich bei meinem richtigen Verhalten ausgiebig loben kann.Nach dem zweiten Versuch, klappte dies und Frauli war mega glücklich, denn so eine Person durfte sie bis jetzt nicht treffen, eine Person, die es versteht und ihre Zeit opfert, um uns zu helfen das Leinen bellen wieder abzugewöhnen. Da hast richtig gelesen, wieder, denn ich konnte es schon, bis zu der ersten negativen Begegnung an der Leine mit Frauli, was eher für sie negativ ausfiel.
Sie sagt, das Schönste als Hundehalter ist die Freiheit, dass über den eigenen Schatten springen und die liebe, die man stets bekommt. Der Tag kann noch so schlecht sein, sperrt sie die Türe auf, steh ich da schwanzwedelnd und freu mich das ich sie wieder bei mir hab und schon ist der miese Tag vergessen. Gehen wir spazieren, verweilen wir eine Zeit auf einer Bank oder wir setzen uns in die Wiese und genießen einfach nur die Natur, die Luft und die Stille. Auch rennen wir oft verrückt kreuz und quer durch die Landschaft und warum? Weil wir es können, wer braucht schon fixe Wege und vor allem hat sie für jedes Wetter die passenden Schuhe im Auto dabei, das sollte genutzt werden.
Mein Frauli ist für mich eine wahre Heldin, die zwar ab und zu den Kopf hängen lässt und mit mir einen Schritt zurück macht, aber dafür machen wir dann zwei Schritte nach vorne. Lieber brauchen wir für etwas länger und dafür sitzt es dann ordentlich, als mit Hektik zu arbeiten. Bevor sie lange wartet mit einer Frage, meldet sie sich gleich bei Personen, wo sie weiß, hier bekommt sie Rat, und bevor sie wegen einer Verletzung, oder Sonstiges lange im Internet herumfragt oder sucht, geht sie zum Tierarzt. Unser Motto, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Mache ich etwas richtig oder ich zeige meine kleinen Macken nicht, freut sie sich so toll und springt herum, quietscht und spielt mit mir, damit ich mir dieses Verhalten ja merke, denn das macht Frauli glücklich.
Fazit, wir sind glücklich und das ohne uns zu Verstellen um andere glücklich zu machen.